Interview mit Jenny Rissveds
Das Renntalent Jenny Rissveds stieß vor kurzem zum SCOTT-Odlo MTB Racing Team von Weltmeister Nino Schurter und Teammanager Thomas Frischknecht. Die 19-jährige Schwedin fuhr bereits letztes Jahr SCOTT-Bikes und wurde vom damaligen SCOTT-Swisspower Team unterstützt. Wir ergriffen die Gelegenheit, um dem neuen Teammitglied ein paar Fragen über ihre Vergangenheit, ihre Zukunftspläne und ihre Leidenschaft fürs Mountainbiken zu stellen.
Jenny, wie kam es dazu, dass du angefangen hast, Fahrrad zu fahren?
Als meine Eltern mir das erste Mal Fahrradfahren beibringen wollten, war ich nicht interessiert. Mit vier Jahren entschied ich mich, mir das Fahrradfahren selber beizubringen. Ich ging auf den Schotterweg in unserem Garten und begann zu üben. Ich gab nicht auf, bis ich es konnte und am Abend dieses Herbsttages konnte ich Fahrradfahren.
Wann fuhrst du dein erstes Mountainbikerennen? Wie war das?
Ich war sieben und fuhr auf einem Kinderfahrrad mit drei Gängen. Das Rennen war etwa drei Kilometer lang, auf Asphalt, Schotter und Waldwegen. Auf dem Asphalt und Schotter fühlte ich mich wohl. Sobald ich im Wald fahren musste, sprang ich von meinem Fahrrad und rannte durch diesen Teil. Ich erinnere mich noch genau an die Waldstrecke. Etwa 300 m vor der Ziellinie sprang ich von meinem Fahrrad und wurde von einem Mädchen auf einem richtigen Mountainbike überholt. Bevor sie mich überholt hatte wusste ich nicht, dass ich das Rennen anführte. Ich merkte dies erst, als ich die Ziellinie als Zweite passierte. Es stellte sich heraus, dass dieses Mädchen während einiger Jahren meine ärgste Konkurrentin sein würde.
Jenny auf ihrem SCOTT Scale 700 RC.
Wenn man an Schweden denkt, kommt einem nicht unbedingt Mountainbiken in den Sinn. Wie würdest du das Mountainbiken bei dir zu Hause beschreiben?
In Schweden hat Langlauf eine lange Tradition und wahrscheinlich verbinden die Leute Langlauf am meisten mit diesem Land.
Seit ein paar Jahren interessieren sich in Schweden jedoch immer mehr Leute fürs Mountainbiken. In Falun, wo ich wohne, gibt es viele von Hand gebaute Trails, wo man zum Spaß biken oder hart trainieren kann. Ich treffe jedes Mal viele nette Leute auf diesen Trails, bei jedem Wetter und in jeder Jahreszeit. Das Gelände ist sehr hügelig und es hat viele steinige Abschnitte, die sich großartig für Techniktraining eignen.
Wie sieht dein perfekter Bikenachmittag aus?
Ein schöner Sommertag, an dem ich mit meinem Bike meine Lieblingstrails fahre. Ich fahre nur, weil es mir Spaß macht und probiere, mit dem Hinterrad zu driften. Oder eine Fahrt in den Wald an einem kalten dunklen Herbstabend mit Stirnlampe. Ich mag das Gefühl, nur zu sehen, was genau vor mir liegt und alles andere ist dunkel. Es fühlt sich an, als würde alles viel schneller geschehen und du musst immer bereit sein, ein mögliches Hindernis zu umfahren oder zu überspringen.
Jenny Rissveds fährt das SCOTT Scale 700 RC mit 27.5" Geometrie.
2013 hast du nicht nur die XCE Europameisterschaft, sondern auch zwei Worldcups gewonnen. Was zieht dich zum XCE und was braucht es, um in diesen Rennen erfolgreich zu sein?
Ich fuhr mein erstes XCE-Rennen an der WM Houffalize 2012, weil es etwas neues und aufregendes war. Ich wollte sehen, wie weit ich komme. Ich wurde Dritte und einen Monat später gewann ich den XCE-Worldcup in La Bresse. Nach dieser Saison erkannte ich, was es braucht, um ein XCE-Rennen zu gewinnen. Du musst ein Allrounder sein. Du musst schnell, stark und explosiv sein und du brauchst technische Fähigkeiten. Du benötigst eine Taktik, die für jedes Rennen brauchbar ist, musst aber gleichzeitig auf alles Mögliche gefasst sein.
Bei der diesjährigen Vallnord Weltmeisterschaft fährt Jenny bereits ein SCOTT.
Schweden sind für ihre Party Laune bekannt - Jenny nach ihrem Cross Country Eliminator (XCE) Goldmedaillen-Rennen bei den 2013 European Championships.
Was war für dich die größte Überraschung im Rennjahr 2013?
Zuerst möchte ich die Europameisterschaften erwähnen. Ich hatte ein unvergessliches Wochenende in Bern. Am ersten Tag fuhr ich das Team-Rennen. Am zweiten Tag fuhr ich das XCE und am dritten Tag das XCO. Ich gewann das XCE-Rennen und wurde Zweite beim XCO. Es waren drei wirklich harte Tage und ich hatte nicht mit diesen Resultaten gerechnet.
Eine weitere Überraschung war der schwedische Downhillmeistertitel. Meine Saison war beendet und ich wollte nur zum Spaß an den Schwedischen Downhill-Meisterschaften teilnehmen. Eine Woche vor dem Rennen ging ich in einen Bikepark, um ein Gespür für das Downhill biken zu kriegen. Es fühlte sich gut an, aber ich rechnete nicht damit, zu gewinnen. Nach dem Qualifikationslauf erkannte ich, dass ich eine Chance hatte, zu gewinnen und das tat ich zu meiner Überraschung auch.
Auch für dich als Allrounderin ist XCO wahrscheinlich die wichtigste Kategorie: Was ist dein Ziel im XCO nächstes Jahr?
Nächstes Jahr will ich zwei Weltcuprennen auf dem Podest beenden und mindestens eines gewinnen. Ein weiteres Ziel ist ein Platz unter den ersten Drei an den Weltmeisterschaften.
"Es ist eine großartige Chance für mich, in einem Team mit Leuten wie Nino Schurter zu fahren."
Alle schauen bereits Richtung Olympische Spiele: Wer sind deine Hauptrivalinnen in Schweden und wie sehen deine Chancen aus, 2016 in Rio anzutreten?
Momentan sind Alexandra Engen und ich die einzigen schwedischen Bikerinnen, die auf olympischem Niveau fahren. Wenn wir in den nächsten Worldcups gute Resultate erzielen, stehen die Chancen gut für uns beide, da jedes Land zwei Bikerinnen antreten lassen kann. Wenn eine dritte Schwedin unser Niveau erreicht, wird natürlich jede von uns um einen Platz an den Olympischen Spielen kämpfen müssen. Im Moment ist es jedoch nur von Vorteil, eine andere Bikerin zu haben, die mich anspornt, mich zu verbessern.
Du bist die einzige Frau im SCOTT-Odlo Team - hast du keine Angst, die einzige Frau zu sein?
Bis jetzt habe ich keine Angst davor, haha. Nachdem ich die Jungs während der letzten Saison kennen lernen konnte, fühle ich mich wohl als einzige Frau im Team. In einem Team mit so guten Bikern zu fahren ist eine großartige Gelegenheit für mich, zu lernen und mich zu verbessern. Solange es für die Jungs kein Problem ist, ein Mädel im Team zu haben, denke ich auch nicht, dass es ein Problem für mich sein wird.