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Erobere den Trail - Wie stelle ich mein Bike richtig ein?

29 April 2013

Egal ob du bereits ein Bike besitzt oder gerade ein neues gekauft hast. Es gibt viele Möglichkeiten, die Leistungsfähigkeit und die Fahreigenschaften zu verbessern. Hier sind die besten Tipps zur Einstellung deines Bikes.

Wer als völliger Neuling in den Sport schnuppert, steht schnell vor einer Wand von Fachbegriffen, Szene-Slang und technischen Details, die man nicht so schnell durchblickt. Einige Grundbegriffe und wichtige technische Details solltest du allerdings kennen und es schadet auch nichts, wenn du die Basis-Arbeiten an deinem Bike selbst erledigen kannst.

Die falsche Sitzhöhe kostet Kraft, ein zu langer Vorbau macht die Sitzposition frontlastig und das Bike lässt sich viel schlechter kontrollieren. Ein zu schmaler Lenker sorgt für unnötige Nervosität. Durch die Komponente Fahrwerk, also Gabel und Dämpfer, die man im Gegensatz zum Auto selbst abstimmen muss, wird das so simpel anmutende Mountainbike zu einem komplexen Sportgerät. Niemand sollte sich die Chance entgehen lassen, sein neues Bike von Beginn an perfekt einzustellen und vor allem selbst dabei zu sein. Diese Einstellungen von Zeit zu Zeit überprüfen lohnt sich übrigens auch bei einem alten Bike!

Cockpit

Lenker und Vorbau sind das Kontrollzentrum (Cockpit) am Bike entsprechend dem Lenkrad beim Auto. Schiebe die Schalt- und Bremshebel nach innen, so dass du die Bremshebel im Idealfall mit einem, höchstens  zwei Fingern bedienen kannst. Richte die Griffe korrekt aus und drehe den Lenker in eine angenehme Position, so dass das Handgelenk minimal angewinkelt ist. 

Der Lenker soll zur Schulterbreite passen. Bikerinnen mit schmalen Schultern können den Lenker eventuell kürzen, Bikerinnen, die sehr breite Schultern haben, sollten ein ausreichend breites Modell wählen.

Sitzposition/Sattelposition

Profi-Racer merken sofort, wenn ihr Sattel auch nur wenige Millimeter verstellt ist, so sehr haben sie ihren Körper auf eine bestimmte Sitzposition getrimmt. Das zeigt, wie wichtig die optimale Kombination von Sitzhöhe, Sattelposition und -neigung ist. Deine Sattelstütze sollte auf jeden Fall mit einem Schnellspanner versehen sein. Vor den Abfahrten kannst du dir dann schneller den Sattel absenken. Über die Sattelstütze justierst du zuerst die optimale Sitzhöhe zum bergauf fahren. Dabei setzt du dich auf den Sattel, stellst die Ferse (mit Radschuh!) auf das Pedal der nach unten zeigenden Kurbel. Jetzt soll das Knie nicht ganz durchgestreckt sein. Markiere dir die optimale Sitzhöhe auf der Sattelstütze etwa mit einem wasserfesten Stift. So findest du immer wieder schnell zu deiner Höhe.

Als nächstes stellst du die horizontale Position des Sattels auf der Sattelstütze ein. In der Regel geht man davon aus, dass bei waagrecht stehender Kurbel und ins Pedal eingeklicktem Fuß das Lot vom Tibiakopf  (Knochen unterhalb der Kniescheibe) durch oder kurz hinter die Pedalachse fallen muss. Zur Kontrolle brauchst du eine zweite Person. Passt das mit dem Lot nicht, musst du das Sattelgestell entsprechend verschieben. Und ausprobieren! Ein zu weit nach vorne geschobener Sattel führt schnell zu Knieschmerzen. Ein Sattel, der zu weit hinten sitzt, belastet zu sehr die Wadenmuskulatur.

Die Sattelneigung gibt den Feinschliff und spielt für den Fahrkomfort eine große Rolle, denn hier kannst du den Druck auf den Sitzbereich verlagern. Mit der Wasserwaage prüfst du, in welche Richtung der Sattel geneigt ist. Zeigt die Nase zu weit nach unten, rutschst du nach vorne, es entsteht zu viel Druck auf den Handballen. Zeigt die Nase nach oben, kann das zu einem unangenehmen Druck in der Schamgegend führen. Manche Bikerinnen fahren mit einer leicht nach unten zeigenden Sattelnase, doch normalerweise fährt man mit einem exakt waagerecht Sattel am besten, weil das Gewicht auf die Sitzbeinhöcker besser verteilt ist. Schlussendlich muss das jede selbst ausprobieren!

Gabel einstellen

Die am häufigsten verwendeten Federgabeln stammen derzeit von Fox und Rock Shox. Modelle mit Luftfederung und Öldämpfung haben sich gegenüber Modellen mit Stahlfedern durchgesetzt. Das bedeutet, die Federungshärte der Gabel stellt man über den Luftdruck mit einer speziellen Pumpe ein, die Dämpfung (Zugstufendämpfung, Ein- und Ausfedergeschwindigkeit) reguliert man mit einem Drehknopf.

Bei Fox schraubt man die Luftpumpe aufs Ventil am linken Gabelholm. Das eigene Körpergewicht in PSI (diese Maßeinheit findet man auf allen Pumpen) passt für die meisten Fälle ganz gut, für sehr komfortable Abstimmung genügt etwas weniger. Die Zugstufendämpfung justiert man über den roten Drehknopf am rechten Gabelholm. Dreht man ihn rein, federt die Gabel langsamer aus. Aus der ganz offenen Stellung 1-3 Umdrehungen reinschrauben passt für die meisten Strecken.

Bei Rock Shox findest du am Gabelbein eine körpergewichtsabhängige Luftdrucktabelle, das erleichtert die Abstimmung. Rock Shox-Gabeln besitzen am linken Holm unten eine Negativ-Luftkammer und oben eine Positiv-Luftkammer. Für beide gibt die Tabelle einen Bereich an, tendenziell nimmt man hier den geringeren Wert. Die Zugstufendämpfung befindet sich unten am rechten Gabelholm. Einmal eingestellt, braucht man an den Gabeln nur noch wenig zu justieren – es sei denn man arbeitet mit dem Lockout: diese Funktion ermöglicht, die Gabel für lange Anstiege auf Asphalt zu blockieren.

 Dämpfer einstellen

Bei den gängigen Luftdämpfern (am meisten werden Modelle von Fox verbaut) funktioniert die Abstimmung ähnlich wie bei den Gabeln. Über die Luftkammer justierst du die Härte Über das Zugstufendämpfungs-Rädchen (wie bei den Gabeln meist rot) stellst du die Ausfeder-Geschwindigkeit ein. Allerdings findet man für den nötigen Luftdruck nur auf den wenigsten Bikes eine Empfehlung. Ausprobieren, heißt das Motto und hier kommt ein neuer Begriff ins Spiel: Negativfederweg oder in Englisch: Sag, sprich: „sääg“. Je nach Hinterbausystem fährst du den Dämpfer mit einem Sag von 20-30 Prozent der Kolbenlänge. Zum Check schiebst du den Gummiring am Dämpferkolben bis zum Anschlag nach oben. Dann setzt du dich auf den Sattel und siehst dann, wie weit der Dämpfer alleine durch das Aufsitzen eingefedert hat. Für die exakte Abstimmung solltest du den Fachhändler oder einen Experten befragen. Manche Hersteller (z.B. SCOTT Genius) vereinfachen die Dämpfereinstellung mit einer Tabelle am Dämpfer. Nur ein optimal abgestimmtes Fully bringt den maximalen Fahrspaß.

Die Zugstufendämpfung wird wie bei der Gabel nach Gusto justiert. Aus der komplett offenen Stellung 2-3 Klicks reinschrauben passt meist gut. Achtung: systematisch schrauben, also eins nach dem anderen und nie an allen Rädchen gleichzeitig schrauben. Wenn du dich dann auf dein Bike setzt, und eine Bordsteinkante runter rollst (im Sitzen) sollte der Dämpfer 1,5-mal nachwippen. Dann ist er optimal eingestellt. Unsere Meinung: Wenn man schon ein Fully fährt, soll es auch arbeiten.

Je nach Dämpfermodell findet man einen Lockout oder eine Plattform-Einstellung, gekennzeichnet durch einen kleinen Hebel. Legt man ihn um, wird das Heck entweder komplett starr (Lockout) oder spricht nur noch zäh an (Plattform). Das soll Klettern erleichtern und nerviges Fahrwerks-Wippen eliminieren. Einige Hersteller (z.B. Rock Shox oder SCOTT) ermöglichen mittlerweile auch, den Dämpfer über einen Lockouthebel, der am Lenker befestigt ist, zu blockieren. Das hat den Vorteil, dass die Hand während der Fahrt nicht mehr vom Lenker genommen werden muss.

Um alle diese Funktionen richtig zu nutzen musst du eine Weile ausprobieren, das Gelände lesen lernen und ein Gefühl dafür entwickeln, welche Einstellung du wann brauchst. Übung macht den Meister!

 

Tipp:

Fährst du mit schwerem Rucksack, musst du Gabel und Dämpfer entsprechend härter einstellen oder den Negativfederweg eben mit Rucksack auf dem Rücken ermitteln.

 Reifendruck und Reifenwahl

Kaum ein Bauteil am Bike wird immer noch so wenig beachtet wie die Reifen. Dabei haben sie den größten Einfluss aufs Fahrverhalten, den Rollwiderstand und die Sicherheit. Fakt ist: Unter zwei Zoll schmal sollte heute kein echter Mountainbike-Reifen mehr sein. Die Zollbreite kannst du auf der Reifenflanke ablesen. Schmale Pneus gehen immer auf Kosten der Pannensicherheit und des Fahrkomforts. Leichte Ladys brauchen für den Touren-Einsatz zwar keine 2,4-Zoll-Monster, aber gegen die gängigen 2,25-Zöller gibt es nichts einzuwenden. Beim Luftdruck solltest du zwei bar nicht überschreiten. Nur Fahrer über 80 Kilo brauchen mehr Druck. Männer pumpen einem gerne mal zu viel Luft in die Reifen, weil sie von ihrem Gewicht ausgehen. Je leichter du bist, desto geringer kann der Luftdruck ausfallen. Das vom Hersteller empfohlene Minimum findest du auf der Reifenflanke. Bei der Reifenwahl solltest du auch nicht nur auf wenig Rollwiderstand achten, sondern auch auf die Übertragung der Bremskräfte auf den Boden. Der Shop wird dich gut beraten, wenn du ihm sagst, wo du den Reifen hauptsächlich einsetzen möchtest.

Sinn und Unsinn von Gewichts-Tuning

Du denkst, Tuning ist eine Sache für Männer, eine eigene Welt für echte Freaks? Dann lass dir sagen: gerade für Frauen macht Gewichtstuning wirklich Sinn. Leichte Fahrerin ist gleich leichtes Bike. Die Belastungen, die eine leichte Fahrerin auf Bike und Bauteile bringt, liegen viel niedriger als bei schwereren Männern. Was heißt das für die Praxis? Du kannst bei vielen Bauteilen an die Grenze gehen. Leichte Schläuche, Laufräder mit wenig Speichen und Reifen mit dünner Karkasse. Dazu ein leichtes Cockpit, Carbon-Teile an vielen Stellen.

 

Tipp: Keine Angst vor Carbon

Kohlefaser hat in der letzten Zeit auf breiter Front zum Sturm geblasen. Carbon setzt sich als Werkstoff bei den Rahmen immer mehr durch, findet Einzug bei Lenkern, Vorbauten und Sattelstützen. Carbon ist leicht und steif und hat in groß angelegten Bruchtests auch seine Stabilität bewiesen – vorausgesetzt die Bauteile werden korrekt verarbeitet. In der Praxis erschwert einem Carbon den Umgang höchstens beim Transport. Carbon-Rohre darf man nicht klassisch im Radträger klemmen, Bikes transportiert man daher am besten im Auto und nicht auf dem Dach.

 

Nun wünsche ich dir viel Spaß auf deinem perfekt eingestellten Bike!

 

Karen Eller

 

Folge 1: Wahl des richtigen Bikes

Folge 2: Entspannt in die Saisonvorbereitung

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