MIKE HORN K2-Expedition – 2. Teil
Im Mai 2015 zogen Mike Horn und sein Team aus der Schweiz los, um den schwierigsten Gipfel der Welt zu besteigen, der auch als Berg der Berge bekannt ist: den K2.
Mike befindet sich im Basecamp und muss erleben, dass der Berg darüber entscheidet, wer den Gipfel erreicht. Erfahre alles zu den Gefahren, denen er bei der Gipfelbezwingung ausgesetzt war.
Nach seiner Rückkehr von der Expedition hat uns Mike in unserer Zentrale besucht, um uns von seinem Abenteuer zu berichten.
Im 1. Teil berichtete Mike über die irrsinnige Autofahrt von der Schweiz nach Pakistan. Hier klicken.
Hattest Du Gelegenheit, während der Expedition auch Ski zu fahren? Wie war es?
Wir konnten auch Ski fahren. Das war klasse, da der K2 anfangs viel Schnee hatte. Doch als dann die Lawinen kamen, war das nicht mehr möglich. Wir sind ziemlich früh am K2 angekommen und so konnten wir die Skier auf ziemlich große Höhe in der Nähe vom Camp 2 (6400 m) mitnehmen. Dort haben wir einige hervorragende Abfahrten in sehr steilen Bereichen gemacht. Der K2 ist ein Berg, den man von der Spitze bis zum Tal mit Skiern befahren kann, etwas, das ich wohl immer im Hinterkopf behalten werde, insbesondere angesichts der Erfahrungen, die ich mit den speziell von SCOTT für diese Expedition gefertigten Schuhen gemacht habe.
Meine größte Sorge war, dass meine Füße in den Skischuhen warm genug bleiben. Jetzt weiß ich allerdings, dass dies der Fall ist, und ich werde künftig mit größerer Freiheit bergsteigen. Meine Skier (SCOTT Superguide 88) haben mich durch wirklich schwieriges Terrain und Schneebedingungen begleitet und sich hervorragend an den Berg angepasst. Diesen Ski würde ich definitiv wieder mitnehmen.
Du verwendest viele unserer Produkte auf Deiner Expedition – wie fandest Du sie?
Die Produkte von SCOTT gehören zu der besten Ausrüstung, die ich als Bergsteiger je verwendet habe (Kleidungsstücke, Handschuhe, Skier, Skischuhe und Skistöcke). In meiner ca. 10-jährigen Bergsteigerkarriere habe ich einige verschiedene Marken verwendet und habe nun endlich etwas gefunden habe, was meine Bedürfnisse erfüllt. Die Ausrüstung ist geeignet für bis zu 7000-7500 Höhenmeter. Wenn man diese Höhe überschreitet, begibt man sich in die Todeszone, wo man spezielle Daunenanzüge für Bergsteiger benötigt.
Wir freuen uns, Dich in so guter Form zu sehen; leider hast Du diesmal den Gipfel des K2 nicht erreicht. Was war Deiner Meinung nach das größte Hindernis, das Dich davon abgehalten hat, den Gipfel zu erreichen?
Dieses Jahr war ein besonderes auf dem K2, es war überhaupt nicht kalt. Es war ziemlich heiß in Karachi; eine Hitzewelle forderte 800 Menschenleben. Diese Hitze reicht bis in den Himalaya. Das führt zu Kondensation und es beginnt zu schneien. Es war ein Winter mit wenig Schnee und diesen Sommer hingegen schneite es unaufhörlich. Riesige Lawinen gingen aufgrund der starken Winde ab. Sie brachten auch den ganzen Schnee in die Berge.
An einem Tag gingen vier riesige Lawinen auf der Saison-Route ab, über die wir den Berg bestiegen. Das hat den Anstieg sehr gefährlich gemacht. Die Kälteperioden waren zu kurz, so dass der Schnee nicht stabil werden konnte, und so wartete der ganze Schnee darauf, über dem Engpass und auf dem Gipfelgrat als Lawinen abzugehen. Unser größtes Problem bestand nicht darin, auf 8000 Meter zu klettern – das hätten wir bei viel Schnee machen können. Das Problem bestand darin, von 8000 Meter auf 8600 Meter zu klettern, wo eine große Lawinengefahr besteht. Hinzu kam, dass während der Expedition teilweise starke Winde wehten, die lange anhielten.
Seid Ihr mit allen Autos und der ganzen Ausrüstung zurückgefahren, nachdem Ihr Euch entschieden hattet, in die Schweiz zurückzukehren?
Während der Expedition wussten wir nicht, wann sie enden würde und ob wir es bis zum Gipfel schaffen würden, deshalb war es sehr schwierig, die Rückreise in die Schweiz mit allen erforderlichen Visa zu koordinieren. Deshalb wurden die Autos sowie die Ausrüstung verfrachtet und wir haben sie per Schiff zurück nach Genf geschickt. Das hat mich etwas enttäuscht. Die Fahrt durch einige der wunderbarsten Landschaften war unglaublich schön und wir haben so viele nette Menschen unterwegs kennengelernt. Es war sehr schade, dass wir sie auf dem Rückweg nicht nochmal treffen konnten.
Ich würde – falls möglich – nächstes Mal definitiv die Hin- und Rückreise mit dem Auto machen, da das für mich ein passender Ausklang für eine solche Expedition wäre. Nachdem man in den Bergen war, möchte man nicht einfach ein Flugzeug besteigen und über diese tollen Orte einfach so hinweg fliegen, um dann innerhalb eines Tages in der Schweiz zu sein. Man hat wirklich das Gefühl, dass man gerne ein wenig langsamer herunterkommen würde, aber natürlich ist Zeit wichtig und wir haben neue Projekte vor uns. Deshalb musste ich so schnell wie möglich in die Schweiz zurückkehren.
Wie konntest Du diese erstaunlichen Eindrücke von der anderen Seite der Welt in Pakistan zeigen?
Nun ja, ich erkunde seit 25 Jahren die Welt und habe viele Fehler gemacht, aus denen ich gelernt habe. So kann ich heute mithilfe von 4K-Kameras erstaunliche Bilder machen. Es macht es viel einfacher, so hochwertige Filme mit einer kleinen Kamera zu filmen. Mit der 4K-Kamera kann man das Bild heranzoomen und dennoch eine gute Qualität erzielen. Es ist, als hätte man zwei Kameras, eine, die das größere Bild gibt, und dann kann man an das Bild heranzoomen und Nahaufnahmen machen. So haben wir gearbeitet, denn wir waren nur ein kleines Team. Wir haben im Grunde genommen die Auswahl getroffen.
Ich habe einen deutschen Freund mitgenommen, der ein hervorragender Künstler ist. Ich habe einen Fotografen mitgenommen, der mit mir die Pangea-Expedition durch die Welt gemacht hat, die 5 Jahre lang gedauert hat. Er kam mit und machte Fotos. Natürlich war es unsere Aufgabe, zu filmen und Fotos zu machen, sobald wir das Basecamp verlassen hatten. Anderen Menschen, die vielleicht nicht dieselben Möglichkeiten wie wir haben, seine eigenen Erfahrungen zu zeigen, wird bei solcher einer Expedition sehr wichtig.
Man muss auf den Aufwand betreiben wollen, zu filmen und Fotos zu machen, und manchmal denkt man einfach nur: “Ich bin zu müde, ich möchte grad kein Foto machen.” Aber wenn man so denkt, kann man keine solchen Wahnsinnseindrücke einfangen, da man die tollen Momente verpasst. Wenn wir sehen, wie viele Menschen uns folgen, motiviert es uns auf der Expedition, die Qualität unserer Inhalte zu verbessern und viel mehr zu zeigen als nur das, was wir für unsere Familien aufnehmen. Wenn du weißt, dass 22 Millionen Menschen deine Expedition verfolgen, möchtest du ihnen tolle Sachen bieten.
War die Person, die den Schnitt gemacht hat, mit Dir im Basecamp?
Unser Cutter hat den Videoschnitt manchmal direkt auf dem Autorücksitz gemacht. Er kam mit uns zum Basecamp und hat meine Filme dort geschnitten. Dann habe ich einige der Zeitraffer geschnitten und sie ihm gegeben. Wir haben als Team gearbeitet, da eine Person nicht alles machen kann. Es wird sehr wichtig, ein Gefühl dafür zu bekommen, mit wem man arbeitet und welche Nachricht man mit dem Rest der Welt teilen möchte.
Deshalb war es sehr wichtig, jemanden zu finden, der mehr wie ein Freund ist und nicht nur ein Künstler, denn bei einem Freund kann man Inhalte und Bilder überlappen, da man den Arbeitsstil des jeweils anderen kennt und weiß, was er dem Rest der Welt zeigen möchte. Deshalb war es bei dieser Expedition so einfach, Inhalte zu erstellen, da wir dieselben Ideen hatten. Dann kann man wirklich tolle Sachen erschaffen.
Das Schneiden ist ein Vollzeitjob, man kann nicht einfach einen Bergsteiger oder einen Abenteurer zum Basecamp mitnehmen, um zu filmen und Filme zu editieren. Man muss einen Künstler mitnehmen und das haben wir dieses Jahr anders gemacht: Wir haben einen Künstler und nicht nur einen weiteren Bergsteiger-Filmer mitgenommen.
Planst Du, in Zukunft wieder zum K2 zurückzukehren?
Weißt Du, der K2 ist der Berg der Berge, deshalb wird er definitiv ein zukünftiges Projekt von mir sein. Vielleicht werde ich zwischendurch etwas anderes machen, bevor ich dorthin zurückkehre. Vielleicht besteige ich einen anderen Achttausender, damit ich wieder reinkomme in die Routine und daraus neue Kraft schöpfe. 2013 sind wir zum K2 aufgebrochen und mussten auch umkehren. 2014 sind wir zum Makalu gereist und konnten den Gipfel erreichen. 2015 sind wir zum K2 zurückgekehrt und haben erneut versucht, den Gipfel zu erreichen, schafften es allerdings nicht. Ich glaube, dass eine Winterexpedition zum Nanga Parbat im Dezember interessant sein würde, falls es das Budget zulässt. Das ist immer noch einer der Achttausender, die noch nie im Winter bestiegen wurden. Also vielleicht Nanga Parbat für eine Winterexpedition und dann zurück zum K2 nächstes Jahr. Idealerweise wäre das mein Plan, aber diese Expeditionen kosten Geld und es ist nicht immer einfach, sie zu finanzieren.
Du bist jetzt wieder zurück in der Schweiz. Was steht als Nächstes an?
Ich habe eine weitere Saison für “The Island” vor mir – die Fernsehserie, die ich zusammen mit M6 gemacht habe und in der ich 13 Freiwillige in Überlebenstechniken geschult habe. Nach diesem Überlebenstraining habe ich sie auf einer Insel zurückgelassen, wo sie 30 Tage lang überleben mussten. Das Programm stieß auf sehr positive Resonanz. Es ist kein klassisches Reality-TV, da man nichts gewinnen kann. Es geht einfach darum zu sehen, ob man auf einer Insel mit 12 anderen Personen überleben kann, die man anfangs nicht kennt.
Diesmal laufen zwei Serien parallel ab. Dieses Mal habe ich auch 15 Frauen ausgewählt, die auf einer Insel versuchen werden zu überleben. Auf einer anderen Insel in ca. 10 Meilen Entfernung nehmen 15 Männer dieses Projekt in Angriff. Das ist das erste Projekt, das ich im November laufen habe. Und dann ist da noch das Pole-To-Pole-Projekt, das sich noch in der Planungsphase befindet und höchstwahrscheinlich im Januar nächsten Jahres beginnen wird. Für dieses Projekt werde ich wahrscheinlich etwas über anderthalb Jahre unterwegs sein.
Kannst Du uns etwas zum Pole-To-Pole-Projekt sagen?
Beim Pole-To-Pole-Projekt geht es um die Umrundung der Welt über den Nord- und Südpol, ähnlich dem, was ich bei „Latitude Zero“ entlang des Äquators getan habe, nur in die andere Richtung. Ich werde an der Skelettküste und den Okavango-Sümpfen für eine Expedition haltmachen. Dann folgt eine Expedition mit den Haien im Shark Alley in Südafrika und danach segle ich zur Antarktis, um sie zu durchqueren. Das Schiff holt mich dann auf der anderen Seite ab und ich werde dann nach Neuseeland, Australien und Japan segeln.
An allen diesen Orten sind Expeditionen vorgesehen. Das Schiff setzt mich dann in der Arktis ab. Ich werde versuchen, von dem Ort, an dem ich abgesetzt werde, zu Fuß zum Nordpol und bis zum südlichsten Punkt Grönlands zu gelangen. Es handelt sich also um eine vollständige Umrundung der Welt über die zwei Pole, aber sie führt auch in ganz andere Sphären wie beispielsweise in die Wüste und den Dschungel, zum Ozean, in die Tundra und zu Vulkanen.